Nur 1 ETF – reicht das? (3 Portfolios im Vergleich)

Hast du dich jemals gefragt, ob ein einziger ETF ausreicht, um ein robustes und renditestarkes Portfolio aufzubauen und deine finanzielle Zukunft zu sichern?

Klingt wie ein Traum, oder? Aber ist es wirklich möglich? Oder wie viele ETFs braucht man denn nun im Portfolio?

Heute werde ich dieses Rätsel lösen und dir zeigen, ob ein einzelner ETF dein Ticket zur finanziellen Unabhängigkeit sein könnte. Wenn du komplett neu im Thema ETFs bist, dann empfehle ich dir meinen Einsteiger-Artikel 🧐.

Außerdem zeige ich dir 3 ETF-Portfolios, die meine Sorgen um den Vermögensaufbau in die Vergangenheit zu verbannt haben und mir helfen meine finanziellen Ziele schneller zu erreichen.

Die ETF-Mythe: Anfänger vs. Experte

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass mehr ETFs gleichbedeutend mit mehr Expertise sind. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.

Einfachheit ist der Schlüssel zur Investition. Ein gut diversifiziertes, einfaches ETF-Portfolio kann oft bessere und stabilere Renditen liefern als ein komplexes Portfolio mit vielen ETFs. Das habe ich auch in meinem Podcast mit dem ETF-Experten Dr. Jürgen Nawatzki besprochen 🎧.

⚠️ Das Problem bei mehreren ETFs im Portfolio ist, dass es oft zu typischen Fehlern kommt:

  • Überlappung von Anlagen: Mehrere ETFs enthalten die gleichen Unternehmen, Sektoren oder Ländern. Verwendest du strategielos mehrere ETFs, kommt es schnell zu einer Doppelung. Zum Beispiel enthalten der MSCI World, der MSCI ACWI, der S&P500 und der NASDAQ-100 viele der gleichen Aktien. Dadurch hätte dein Portfolio dann eine Übergewichtung bestimmter Aktien (z.B. der Top 15).

  • Strategisches Chaos: Wenn du keine Gesamt-Strategie hast, dann führen mehrere ETFs oft zum Chaos oder verkomplizieren deine strategische Ausrichtung.

  • Höhere Kosten: Mehrere ETFs erhöhen die Kosten z.B. bei Kauf und Verkauf (Transaktionskosten).

  • Erhöhte Komplexität und Verwaltungsaufwand: Mit einer steigenden Anzahl von ETFs in deinem Portfolio steigt auch die Komplexität der Verwaltung deines Portfolios.

Doch kann man mit nur 1 ETF auskommen?

Die Weltmarkt-Strategie:

Weltportfolio aufbauen mit ETFs

Viele Leute haben ihre ETFs im Portfolio, weil sie die Weltmarkt-Strategie abspiegeln möchten. Diese Strategie basiert darauf, in ETFs zu investieren, die die gesamte Bandbreite des Weltmarkts abdecken, einschließlich verschiedener Länder und Sektoren. Meist wird dies mit 2 oder 3 ETFs gemacht.

Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, mit nur einem einzigen ETF auszukommen. Dieser ETF sollte breit gestreut sein und die wichtigsten Märkte und Sektoren abdecken.

Ein solcher ETF bietet eine einfache und kostengünstige Lösung für Anleger, die ihr Portfolio diversifizieren und dennoch den Verwaltungsaufwand minimieren möchten. Doch nicht immer kommt man mit einem ETF aus. Es gibt mehrere Faktoren, die man dafür beachten sollte. 

Wovon hängt ab, wie viele ETFs man im Portfolio braucht?

Die Anzahl der ETFs, die du in deinem Portfolio benötigst, hängt von deinen individuellen Zielen und Präferenzen ab. Einige Investoren bevorzugen die Einfachheit und Kostenersparnis eines einzelnen breit gestreuten ETFs, während andere die Diversifikation durch den Einsatz mehrerer ETFs bevorzugen.

Wenn du selbst die Anzahl deiner ETFs bestimmen willst, solltest du diese 3 Faktoren berücksichtigen:

  • 💰 Volumen der Investition

  • ⚠️ Das eigene Risikoprofil

  • ♟️ Die Gesamt-Strategie

💰 Volumen der Investition:

Unter einem Volumen von 10.000€ würde ich tatsächlich auch nur 1 ETFs auswählen. Dabei würde ich dem Motto “Simplicity is King“ folgen. Welcher dies ist, zeige ich dir nachher. Bei Investitionen über 10.000€ würde ich 1-3 ETFs wählen, um die Weltmarktstrategie abzubilden. Aus meiner Erfahrung kommen bei größeren Volumen von 100.000€ auch meist noch weitere Assetklassen ins Portfolio. 

⚠️ Das eigene Risikoprofil:

Abhängig davon würde ich dir ebenfalls raten, dein Risikoprofil zu ermitteln. Denn es gibt einige Investoren, welche keine reinen Aktien-ETFs möchten, sondern eher weniger Risiko gehen wollen.  

Du solltest mindestens 1x dein eigenes Risikoprofils analysiert haben, um ggf. den Aktienanteil deiner ETFs zu reduzieren oder eine breite Streuung für mehr Kosten in Kauf zu nehmen.

♟️ Die Gesamt-Strategie:

Zuletzt ist immer noch wichtig, dass du deine ETFs nicht wahllos auswählst, sondern bei der Auswahl immer deiner Kernstrategie treu bleibst – beispielsweise einer Core-Satellite Strategie, Dividenden-Strategie, Value Investing oder eben einer einfachen Weltmarktstrategie.

Die beliebteste und einfachste Strategie ist bei vielen Anlegern die Weltmarktstrategie, deswegen schauen wir uns diese jetzt einmal genauer an. 

Denn, reicht nur 1 ETF für die Weltmarktstrategie?

Die 1 ETF-Portfolio-Variante:

ETF Portfolio 1

Zur Abbildung der Weltmarktstrategie brauchen wir 1 ETF, der die gesamte Welt abspiegelt. Bekannte ETFs sind hierfür der MSCI ACWI IMI und der FTSI ALLWORLD. 

#1 Der MSCI ACWI IMI

Der MSCI ACWI IMI umfasst große, mittlere und kleine Unternehmen aus 23 entwickelten Märkten und 24 Schwellenländern. Mit 9.168 Unternehnen deckt der Index etwa 99% des globalen Aktienanlageuniversums ab.

  • Aktien: 9,168 (Stand Juli 2023)

  • Unternehmen: Große, mittlere und kleine Unternehmen (Large, mid und small cap)

  • Regionen: 23 entwickelten Märkten (Developed Marktes) und 24 Schwellenländern (Emerging Markets)

🧠 Mehr Infos (Fact Sheet): https://www.msci.com/documents/10199/4211cc4b-453d-4b0a-a6a7-51d36472a703

#2 FTSI Allworld

Der FTSI ist das Gegenstück zum MSCI ACWI IMI und enthält entwickelte Länder und Schwellenländer weltweit. Mit seinen 4.164 Unternehmen deckt der FTSE All-World Index rund 90-95% der investierbaren Marktkapitalisierung ab.

  • Aktien: 4,164 (Stand Juli 2023)

  • Unternehmen: Große, mittlere und kleine Unternehmen (Large, mid und small cap)

  • Regionen: 25 Industriestaaten (Developed Markets) und 24 Schwellenländern (Emerging Markets)

🧠 Mehr Infos (Fact Sheet): https://research.ftserussell.com/Analytics/FactSheets/Home/DownloadSingleIssue?issueName=AWORLDS&isManual=False

Performance-Vergleich der beiden ETFs: 

Zwischen den beiden zeigt sich eine geringe Performance-Schwankung von 8.39% pro Jahr beim MSCI ACWI IMI an Durchschnittsrente gegenüber 8.7% pro Jahr beim FTSI Allworld an Durchschnittsrendite (annualisierte Rendite der letzten 5 Jahre – Stand JUL 31, 2023). 

Macht also kaum einen großen Unterschied. Das Bild bleibt auch bei Vergleichen über 10 oder 15 Jahre das Gleiche. 

Diversifizierung der beiden ETFs

Mit etwas mehr als doppelt so vielen Aktien ist der MSCI ACWI IMI etwas besser diversifiziert. In der Realität macht dies allerdings wieder kaum einen Unterschied. Die Volatilität der beiden Indexes liegt bei 18.25% und 17.9% (annualisierte Volatilität der letzten 5 Jahre – Stand JUL 31, 2023).

Als Alternative kann man natürlich auch nur 1 MSCI World ETF nehmen, wobei dann China fehlt, was nicht komplett die Weltstrategie abspiegeln würde. Zu mindestens nach meiner persönlichen Definition.  

Die 2 ETF-Portfolio-Variante: 70/30 Portfolio

Investieren in ETFs - Portofolio-Vergleich 2

Die zweite oft verwendete Variante des Weltportfolios ist das 70/30 Portfolio – bestehend aus zwei ETFs, die das Portfolio aufteilen. Es fließen 70% in einen breiten MSCI World ETF und 30% in einen Emerging Markets ETF.

Diese Aufteilung ermöglicht eine ausgewogene Mischung aus Wachstumspotenzial und Stabilität und spiegelt die Weltstrategie besser ab, da hier auch mehr asiatische (meist chinesische) Unternehmen enthalten sind. 

Aktienanzahl des 70/30 Portfolios:

  • MSCI World: 1,512

  • MSCI Emerging Markets: 1,422

  • Summe aller Aktien: 2,934

Performance-Vergleich (Gross Returns) der letzten 10 Jahre:

  • MSCI World: 9.89%

  • MSCI Emerging Markets: 3.85%

  • Gewichtet 70/30: 8.08%

  • MSCI ACWI IMI: 9.20%

Die bessere Performance des ACWI lässt sich erklären, da in den letzten 10 Jahre die Emerging Markets schlecht gelaufen sind und der MSCI ACQWI nur einen Anteil an 10% der EM hat. Auf die gesamte Laufzeit (50+ Jahre) betrachtet haben allerdings auch die EMs besser performt.

🧠 Mehr Infos (Fact Sheet MSCI World): https://www.msci.com/documents/10199/178e6643-6ae6-47b9-82be-e1fc565ededb

🧠 Mehr Infos (Fact Sheet MSCI EM): https://www.msci.com/documents/10199/c0db0a48-01f2-4ba9-ad01-226fd5678111

Braucht man nun 1 oder 2 ETFs?

Viele neue Investoren fragen sich jetzt natürlich, ob sie zusätzlich in einen Emerging Markets ETFs investieren sollten, um den Anteil an Emerging Markets im eigenen Portfolio zu erhöhen.

Meine Meinung ist, dass dies nicht zwingend notwendig ist, da auch schon die Diversifizierung von nur 1 ETF ausreichend sein sollte. 

Der Hintergrund dazu ist, dass viele internationale Unternehmen im MSCI World bereits weltweit investieren, einschließlich den Emerging Markets.

Persönlich würde ich allerdings trotzdem bei größeren Vermögen eher in 2 ETFs investieren, um die Weltmarktstrategie und die historische Gesamtrendite besser abzubilden. Notwendig ist dies in der Tat nicht, wie der Vergleich gezeigt hat.

Die 3 ETF-Portfolio-Variante:

Investieren in ETFs - Portofolio-Vergleich 1

Wenn wir jetzt schon bei 2 ETFs überlegen, ob wir nun doch nicht lieber 1 ETF nehmen sollten, warum dann überhaupt fragen, ob man 3 braucht?

Der Hintergrund ist, dass beim MSCI World oder MSCI ACWI ein Klumpenrisiko der USA besteht. Und genau das, möchten manche Anleger verringern, in dem sie Europa in ihre Weltmarktstrategie hinzunehmen. Das ergibt dann das bekannte 50/30/20 Portfolio.

  • 50% MSCI World

  • 30% EM

  • 20% Eurostocks 600

Aktienanzahl des 50/30/20 Portfolios

  • MSCI World: 1,512

  • MSCI Emerging Markets: 1,422

  • Eurostoxx 600: 600

  • Summe aller Aktien: Circa 3,534* 

*Es kommt immer wieder zu Überschneidungen zwischen dem MSCI World und dem Eurostoxx 600, wodurch weniger Aktien in deinem Portfolio wären als die geschätzten 3,534 Aktien.

Performance des 50/30/20 Portfolios

In der Realität liegt die Rendite des Eurostoxx 600 meist etwas unter der des MSCI World mit 7,2% in den letzten 5 Jahren. 
 
Die Nachteile sind wieder mehr Komplexität, wie z.B. der Aufwand beim Rebalancing und Kosten. Lohnt sich nun die zusätzliche Diversifizierung mit 600 weiteren Unternehmen und einem stärkeren Schwerpunkt auf Europa? Die Frage bleibt und kann wahrscheinlich erst in den nächsten Jahrzehnten beantwortet werden. 
 
🧠 Mehr Infos (Fact Sheet Eurostoxx 600):

Das Fazit: Braucht man 1, 2 oder 3 ETFs?

Investieren in ETFs - Portofolio-Vergleich

Persönlich würde ich 2 ETFs für ein klassisches Weltmarktportfolio bevorzugen und mit der 70/30 Variante investieren. Die Mehrwerte von Diversifikation durch das Hinzunehmen von einem Europa ETF sind mir dann doch zu gering und zu viel Aufwand. 

Nur 1 ETF wäre mir persönlich zu wenig, da ich mich lieber auf die historische Gesamtentwicklung verlasse und darauf vertraue, dass auch Emerging Markets wieder zu ihrer Stärke zurückkehren werden. 

Es bleibt allerdings festzuhalten, dass tatsächlich 1 ETF reicht, um eine komplette Weltmarktstrategie umzusetzen. 

 

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