Nachhaltig investieren: Ist grüne Geldanlage sinnvoll oder nicht grün genug?

Stelle dir vor, du könntest, mit jedem Euro, den du investierst, nicht nur dein Vermögen wachsen lassen, sondern auch die Welt verbessern.

Tatsächlich haben nachhaltige Investitionen in den letzten fünf Jahren um beeindruckende 34% zugenommen und das aus gutem Grund.

Sie ermöglichen es uns, in Unternehmen zu investieren, die sich für die Umwelt einsetzen, soziale Gerechtigkeit fördern und gleichzeitig solide Renditen erzielen. Doch wie kann man konkret sein Geld nachhaltig investieren? Und ist es sinnvoll dies zu tun?

Wie kann man nachhaltig investieren? Die Möglichkeiten

  1. 🌿📈 Nachhaltige ETFs: Exchange Traded Funds (ETFs) sind eine kostengünstige Möglichkeit, in eine breite Palette von Aktien zu investieren. Ich habe bereits viel über ETFs geschrieben (z.B. hier oder hier) und natürlich gibt es auch nachhaltige ETFs. Diese investieren nach SRI-(Socially Responsible Investingoder ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Dazu später mehr. 

  2. 🌱💵 Grüne Anleihen (Green Bonds): Unter Green Bonds oder grünen Anleihen versteht man Finanzierungen von Projekten mit Umwelt- und Klimaschutzzwecken. Regierungen, Banken oder Unternehmen geben diese heraus – auch Deutschland hat Grüne Bundeswertpapiere in Höhe von 14,5 Mrd. Euro emittiert. Mehr Infos dazu auf der Seite der Bundesregierung. 

Grüne Geldanlage von der Bundesregierung
Quelle:  Bundesministerium der Finanzen
  1. ♻️🤝🏻 Impact Investing: Beim Impact Investing investierst du in Projekte oder Unternehmen, die einen messbaren sozialen oder ökologischen Nutzen neben einer finanziellen Rendite haben. Meist liegt der Fokus dabei auf einzelnen Unternehmen und Startups in den Branchen wie z.B. erneuerbare Energien, Bildung oder Gesundheitswesen.
  2. 🍃📊 Nachhaltige aktive Aktienfonds (Ökofonds): Diese Fonds investieren in nachhaltige Unternehmen und wählen selbst sämtliche Einzelaktien an Hand von persönlichen Kriterien aus.
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten aktiv in nachhaltige Firmen, Produkte oder Ideen zu investieren. Dazu gehörten zum Beispiel Direktinvestitionen in Waldgebiete oder Ländereien, Rohstoffinvestitionen, unternehmerische Beteiligungen an Wind- und Solarparks oder Mikro-Kredite in Entwicklungsländern.

Die beste Möglichkeit nachhaltig zu investieren:

Tendenziell gibt es hunderte von Möglichkeiten nachhaltig zu investieren. Denn Nachhaltigkeit wird individuell definiert. Ich persönlich würde bei nachhaltigen Investitionen eine der 4 oben genannten Möglichkeiten nutzen, um genügend Diversifikation bei meinen Investitionen zu erhalten. 
 

Nachhaltige ETFs haben für mich persönlich dabei im Vergleich zu anderen Formen der nachhaltigen Geldanlage ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Denn nachhaltige ETFs haben eine:

  • breite Diversifikation, 
  • niedrige Kosten, 
  • hohe Liquidität und 
  • ein einfaches Handling.

Pros und Cons von nachhaltigen ETFs

Nachhaltige ETFs sind ein heiß diskutiertes Thema in der ETF-Welt. Denn auf der einen Seite bieten sie eine Möglichkeit „grüner“ zu investieren, aber auf der anderen Seite gibt es eigentlich keine klaren Kriterien, was grün ist. 

Pro und Con Liste für nachhaltige Investitionen

Es gibt verschiedene theoretische Richtlinien, wie das Investieren nach SRI-(Socially Responsible Investingoder ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). In der Praxis zeigt sich allerdings, dass: 

  • Unklarheit herrscht, wie die Nachhaltigkeitskriterien berechnet werden,
  • Unklarheit herrscht, was diese Kriterien überhaupt bedeuten,
  • höhere verbundenen Kosten auf die Unternehmen zukommen,
  • viele Anbieter auf einen Best in Class Ansatz (Unternehmen im Vergleich mit anderen Unternehmen in der Branche) setzen.  
Das führt in der Praxis dazu, dass Bewertungen oft willkürlich erscheinen. Beispielsweise haben 2 Öl-Konglomerate bessere ESG-Ratings als der Voll-Elektro-Autobauer Tesla. Da stellt sich mir schon die Frage, wie diese Ratings entstehen. 

Yes! Stop the outrageous false ESG assessments, where Tesla gets a bad grade, but an oil company can get a good grade. Total gaming of the system!

In vielen nachhaltigen ETFs finden sich außerdem Fluglinien, Autobauer oder andere umweltschädliche Konzerne nur, weil sie im Vergleich zu anderen Unternehmen in ihrer Branche besser abschneiden (Best in Class Ansatz). 

Und sogar monopolitsche Strukturen können entstehen, weil nur gewisse Unternehmen sich überhaupt die Bestimmung ihres Unternehmen nach ESG-oder SRI-Kriterien leisten können. 

Beispiele von nachhaltigen ETFs in der Analyse

Sieht man von den Schwierigkeiten der nachhaltigen ETFs ab, sind sie eine durchaus gute Möglichkeit das eigene Geld zu investieren. Bestimmen muss dies jedoch jeder für sich selbst. 

Im Detail wollen wir uns jetzt einmal 2 nachhaltige ETFs anschauen, um einen detaillierten Blick zu bekommen, was in den ETFs drin steckt.  

  1. MSCI Social Responsible Index – (MSCI nach SRI-Kriterien)
  2. MSCI World ESG Screened – (MSCI nach ESG-Kriterien)

1. MSCI World Social Responsible Index (SRI)

Der MSCI World SRI (Socially Responsible Investing) ist die strengste Variante der nachhaltigen MSCI World Indizes, da hier die meisten Unternehmen ausgeschlossen werden. 

Hierdurch leidet allerdings die Diversifikation des ETFs, da nur noch knapp 407 Aktien, anstatt der 1512 Aktien enthalten sind. Der normale MSCI World wurde schlechtweg gekürzt. 

Bestimmte Branchen werden ausgeschlossen: Atomkraft, Kohle, Tabak, Glücksspiel, Pornografie und Waffenproduktion werden ausgeschlossen.

Best-in-Class“-Methode: Die nachhaltigsten Unternehmen aus jeder Branche wurden ausgewählt, was jetzt allerdings nicht zu zusätzlichen Unternehmen im Index führt, sondern nur zu Unternehmen, die nachhaltiger sind als andere in ihrer Branche, welche im Index bereits enthalten sind.

Performance: Trotz geringerer Diversifikation zeigt der MSCI World SRI eine geringere Standardabweichung (Schwankungsbreite) als der MSCI World. Die Performance ist nahezu gleich. 

ETF Index Beispiel
Index Factsheet MSCI World SRI Index (USD) | Quelle: MSCI.com
Fazit: Es werden im SRI 1105 Unternehmen ausgeschlossen, welche nicht die richtigen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Darunter leidet allerdings natürlich die Diversifizierung. 

Die Rendite ist jetzt nicht viel anders als beim normalen MSCI World. Ein richtiger ökologischer Fonds mit vielen nachhaltigen Unternehmen ist dieser ETF allerdings auch nicht. 
 

Weitere Infos:  MSCI World SRI Index

2. MSCI World ESG Screened - (MSCI nach ESG-Kriterien)

Ein ähnliches Bild ergibt sich beim MSCI World ESG Screened. Dominiert wird der Index von den größten Aktien Google, Microsoft, Apple, Facebook und Amazon. Diese machen bereits 17% des gesamten Indexes aus. Daher sollte man sich fragen, ob man hier wirklich in Nachhaltigkeit investiert. 

Die Diversifikation des ETFs ändert sich kaum, da immer noch knapp 1397 Aktien, anstatt der 1512 Aktien, enthalten sind. 

Bestimmte Branchen werden ausgeschlossen: Nuklearen Waffen, Tabak, Palmöl, Öl- & Gasförderung und Kohle.

Performance: Trotz minimal geringer Diversifikation zeigt der MSCI World ESG eine etwas bessere Performance, wobei dies fast keinen Unterschied macht. Oder um es auf Thai-Englisch zu sagen: „Same, same, but different.“ 

ETF Index Beispiel
Index Factsheet MSCI World ESG Index (USD) | Quelle: MSCI.com

Weitere Infos: MSCI World ESG Screened

Fazit: Sind nachhaltige ETFs sinnvoll?

Die angeschauten nachhaltigen ETFs sind ein Kompromiss zwischen Nachhaltigkeit und Diversifikation. Im Endeffekt werden auf Kosten der Diversifikation Unternehmen, welche nach fragwürdigen ESG-Kritieren ausgeschlossen werden, kleinere Indexes erstellt. 

Für manche Anleger mögen sie so eine Möglichkeit sein ihre moralischen Grundvorstellungen in ihrer Geldanlage auszudrücken. 

Wenn man allerdings im Detail hinschaut, sieht man, dass es keine richtigen ökologischen Fonds sind. In einigen Index wie dem Dow Jones Sustainability Index sind sogar weitaus umstrittenere Unternehmen, wie der Lebensmittelkonzern Nestlé enthalten. 

Ich persönlich würde meine Investition in solche ETFs daher nicht als nachhaltig bezeichnen. Das muss jeder allerdings mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren. 

Die Alternative zu nachhaltigen ETFs sind Okofönds, grüne Anleihen und Impact Investing, welche meist mit wesentlich geringeren Renditen und niedrigerer Diversifikation zu kämpfen haben. 

Würdest du grün investieren? Schreibe es mir doch gerne einmal in die Kommentare.

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